Projektvorschlag Mining - I
Zweiteilige Installation von Irmin Damm
Teil 1: "Dunkelkammer"
Teil 2: "Mein Ei - ein Kochstudio"
- mine:
- - "an excavation in the earth from which ore
or minerals can be extracted
- "an explosive device used to destroy enemy personnel, shipping,
fortifications, or equipment"
- "the one or ones belonging to me"
(zitiert nach: The American Heritage Dictionary of the English
Language, Third Edition)
Dunkelkammer - der Erfahrungsort
Eine Mine ist dunkel, aus totem Gestein und sie birgt die Gefahr des Wassereinbruchs.
Aber man kann dort auch fündig werden. Es gibt Kohle zur Energiegewinnung
oder Erze, Edelmetalle oder gar Diamanten. Offensichtlich lohnt sich die Mühsal,
ins tote Gestein zu graben und den Gang in die Dunkelheit zu wagen, den unser
Versuch, ins Innere der Materie zu dringen, uns abverlangt.
Doch steht eine solche Mine gleichermaßen immer für das Bestreben
des Menschen, sich die Güter seiner materiellen Lebensumwelt anzueignen
und zu Nutze zu machen.
Es gilt nun am Ort, wo diese Zusammenhänge sich realisiert hatten und
wo das so Gewordene noch von solchem Wagnis des Menschen kündet, eine andere
Erfahrensmöglichkeit / ein anderes Erfahrungspotential zu realisieren,
und zwar im Sinne eines Angebotes an die Besucher der Mine, der Ausstellung.
Statt die Ausb/deutung der Umwelt fortzusetzen, eine Möglichkeit, den Gang
ins eigene Innere zu wagen.
Dazu müssen wir einige Vorkehrungen treffen.
Einige Prämissen:
- Die Angst vor Dunkelheit ist universell.
- Die Angst vor dem Alleinsein ist universell.
- Die Angst vor dem Eingesperrtsein ist universell.
- ie Angst vor dem Unbekannten ist universell.
Diese Ängste, obwohl universell, werden individuell erlebt: es nutzt nichts
zu wissen, dass auch andere Angst haben, allein zu sein; die Situation bleibt
dennoch für mich bedrohlich. Ich bin also in einem starken Maße mit
mir selbst konfrontiert, mit mir, als der Person, die nicht durch den anderen
repräsentiert werden kann.
Wir wollen hierfür ein Test- und Erfahrungsfeld schaffen:
In Form eines Raumes oder Parcours in der ehemaligen Grube, der nur allein
betreten werden darf, der ohne Licht ist, von dem es keine Abbildung gibt. Der
Raum beinhaltet eine Liege, sofern das realisierbar ist. Der Parcours ein Seil.
Man kann einen Termin buchen, um in dem Raum eine Zeit zu verbringen (maximal
die Dauer der täglichen Öffnungszeit).
Die Besucher haben die Möglichkeit, anschließend einen Bericht zu
erstellen, wozu eventuell einige Fragen zur Anregung vorgegeben werden.
Wenn gewünscht, wird eine Internetseite erstellt, auf der die Berichte
regelmäßig veröffentlicht werden oder direkt veröffentlicht
werden können. Das ist abhängig von den Ausstattungsmöglichkeiten
auf dem Ausstellungsgelände von Gegenort.
Diese Internetseite könnte auch zur Erweiterung des Projektes genutzt
werden: indem Menschen, die nicht die Möglichkeit haben, den Erfahrungsraum
auf Gegenort aufzusuchen, berichten, wo und wie sie andernorts eine vergleichbare
Erfahrung machen konnten.
Mein Ei - der Darstellungsraum
Der Ort zur Selbsterfahrung wird kombiniert mit dem Ort der Selbstdarstellung.
Dazu können wir den Container benutzen.
Im Container werden Gänse-Eier angeboten. Je nach Möglichkeit des
Ausstellungsortes, oder zu bestimmten Zeiten, z.B. der Eröffnung der Ausstellung,
wird im Container ein öffentliches Gänseeierkochen veranstaltet. Die
gekochten Gänseeier stehen dann den Besuchern des Erfahrungsraumes zur
Verfügung, und können von ihnen bemalt werden. Dazu stehen Farb- oder
Wachsmalstifte oder andere geeignete Malmaterialien zur Verfügung. Die
Besucher sollen die Eier dazu benutzen, etwas von ihrem Erlebnis in der Dunkelkammer
der Mine sichtbar werden zu lassen. Sie können also erzählerisch,
in abstrakter Form oder wie immer es ihnen angemessen erscheint, die Eier bemalen.
Die Besucher werden auch aufgefordert, sich einen kurzen Satz oder Sinnspruch
zu überlegen, der zu ihrem Erlebnis passt. Dieser kann dann entweder direkt
auf das Ei oder auf ein Band, das um das Ei gebunden wird, geschrieben werden.
Die Besucher haben die Möglichkeit, entweder ihr Ei mit nach Hause zu
nehmen. Alternativ können sie es auch in der Ausstellung belassen und für
Besucher zur Verfügung stellen. Sie selbst können dann ein Ei eines
anderen Besuchers mit nach Hause nehmen. Dabei sollte jeweils auch Name und
Adresse mitgeteilt werden.
Auch hier böte eine Internetseite die Möglichkeit weltweiter Teilnahme.
So könnte von jedem Ei per Webcam oder digitaler Kamera eine Aufnahme erstellt
werden und diese zusammen mit dem Sinnspruch und Name und Adresse des Besuchers
veröffentlicht werden. So kann auch ein Austausch zwischen den Besuchern
von Gegenort und den Besuchern aus dem Internet stattfinden.
Besucher, welche die Gelegenheit der "Dunkelkammer" nicht wahrgenommen
haben, können ein unbemaltes Gänseei mit nach Hause nehmen. Ihnen
könnte auf der Internetseite die Möglichkeit gegeben werden, später
zu berichten, was sie mit dem Ei gemacht haben.